Fazit der Schlagopfersuche 2016

Die Bilanz nach einem Jahr Betrieb des Windparks Harthäuser Wald ist leider erschreckend.
Nachfolgend wird die Schlagopfersuche, die Ehrenamtliche der Schutzgemeinschaft Harthäuser Wald e.V. durchgeführt haben, näher beschrieben.

Stand: 25.10.2016

 

Dauer der Schlagopfersuche: ab 4.6.16 bis jetzt

Davor wurde nicht gesucht, weder nach Fledermäusen noch nach Greifvögeln. (Das Rotmilanschlagopfer von Ende März wurde von einem Forstmitarbeiter gefunden.)

Es fehlen also:

die Monate Februar (Rotmilane kamen schon ca. Mitte Februar zurück), März, April und Mai.

Im Juli gab es eine Unterbrechung der Suche für ca. 3 Wochen.

In der zweiten Oktoberhälfte wurde die Suche durch Baggerarbeiten an den Standorten und Holzfällungen stark behindert bzw. war teilweise gar nicht möglich.

 

Frequenz der Schlagopfersuche:

Unregelmäßig, wie unsere Arbeitszeiten es uns erlaubt haben, aber nicht öfter als 3 x pro Woche, teilweise auch weniger.

 

Suchbedingungen:

Es wurde meist nur die Schotterfläche abgesucht (da der größte Teil der offenen Flächen mit krautiger Vegetation bewachsen ist), die nur etwa 1/4-1/3 des Gesamtradius ausmacht. Bis Ende Juli durch Ablaufen derselben, ab August nur noch vom Rand aus mit dem Fernglas (Betretungsverbot), was natürlich wesentlich ungenauer ist als das Ablaufen.

Außerdem wurden von der ZEAG bzw. von Vento Services seit Mitte Juni teilweise sogar 2 x täglich sämtliche Anlagen abgesucht. Gemeldet wurde von ihnen, soweit uns bekannt, nur 1 Fledermaus.

 

Bisherige Anzahl der aufgefundenen Schlagopfer:

Greifvögel: 4 (1 Rotmilan, 1 Habicht, 1 Wespenbussard, 1 Mäusebussard)

Fledermäuse: 34 (1 davon wurde nicht gemeldet), davon 23 vom 4.6.-ca. Mitte Juni während der Phase der nicht funktionierenden Abschaltung.

Arten: 15 Zwergfledermäuse

5 Mückenfledermäuse

3 Rauhautfledermäuse

2 Kleinabendsegler

1 Großer Abendsegler

1 Nordfledermaus

7 Fledermäuse, unbestimmt

Die bisher unbestimmten Fledermäuse werden soweit vorhanden zur Artbestimmung eingeschickt und die Art nachgemeldet.

 

Geschätzte Dunkelziffer:

Nicht in Zahlen abschätzbar, mit Sicherheit aber sehr hoch. Dürfte auf jeden Fall ein Mehrfaches der gefundenen Tiere betragen.

 

Auswirkungen auf die Populationen:

Fledermäuse:

Auch hier kann man nur vage Vermutungen aussprechen, da nicht bekannt ist, wie groß die Populationen vorher waren. Im Hinblick auf die hohe Dunkelziffer und die geringe Reproduktionsrate muß man bei den Fledermäusen wohl von starken Einbußen ausgehen.

 

Greifvögel, insbesondere Rotmilan:

Die Schlagopfer wurden während der Revierfindungs-, Balz- oder Brutzeit gefunden. Es ist anzunehmen, dass während dieser Zeit die Gefährdung besonders hoch ist. Umso mehr fällt ins Gewicht, dass während des größten Teils dieser Phase gar nicht gesucht wurde. Auch hier ist mit einer hohen Dunkelziffer zu rechnen, zumal der Wald in der unmittelbaren Umgebung der Anlagen nicht abgesucht wurde.

Was uns bedenklich stimmt, sind folgende Beobachtungen:

1. Während des Frühjahrs (bereits im März) wurde von Forstmitarbeitern und Jägern beobachtet, dass die Freiflächen unter den Anlagen häufig von Füchsen regelrecht "abpatroulliert" wurden. Das bedeutet, dass sie schon öfters dort Beute gefunden hatten.

2. Von mehreren Beobachtern aus verschiedenen Orten (Widdern, Olnhausen, Lampoldshausen) sowie Personen, deren Arbeitsweg sie täglich zweimal am Bereich Trautenhof vorbeiführt, wurde übereinstimmend festgestellt, dass die Anzahl der Rotmilanbeobachtungen in diesem Jahr im Vergleich zu den Vorjahren deutlich abgenommen hat. Da Rotmilane kein Meideverhalten zeigen (wie wissenschaftliche Studien belegen und von uns ebenfalls oft beobachtet wurde), ist zu befürchten, dass die lokale Rotmilanpopulation bereits nach einem Jahr deutliche Einbußen erlitten hat.

Diese Beobachtungen sind nicht zahlenmäßig beweisbar, aber ernst zu nehmen, da sie von Leuten stammen, die seit z.T. vielen Jahren die Rotmilane ihrer Umgebung im Blick haben.

 

 

Unsere sich daraus ergebenden Forderungen:

 

1. Die 5 neu beantragten Windkraftanlagen dürfen nicht genehmigt werden, da sie die Anzahl der Schlagopfer weiter erhöhen würden und damit sowohl die streng geschützten Fledermaus- als auch die Greifvogelpopulationen stark gefährden würden!

 

2. Der bisherige Abschaltalgorhithmus bei den bestehenden 14 WEAs muss deutlich erweitert werden, sowohl was die Temperatur, als auch was die Windgeschwindigkeiten angeht!